Individuelle CMS-Systeme
Perfekt auf den Anwendungsfall zuschneiden lässt sich eine Individualentwicklung, zum Beispiel mit Ruby on Rails oder Drupal. Dabei haben sich in den letzten Jahren besonders Headless- und API-first-Ansätze etabliert, die maximale Flexibilität bei der Frontend-Gestaltung bieten.
Ruby on Rails als Headless CMS-Backend
Ruby on Rails ist eine hervorragende Plattform für die Entwicklung von Headless CMS-Systemen. Mit dem --api
Flag kann Rails optimiert als reines Backend fungieren und über REST- oder GraphQL-APIs Content an verschiedene Frontend-Technologien ausliefern.
Vorteile von Rails als CMS-Backend:
API-First Development: Rails bietet mit der API-Konfiguration eine schlanke, fokussierte Basis ohne überflüssige View-Layer-Komponenten. Die Integration von Serialisierungsbibliotheken wie Active Model Serializers oder jsonapi-serializer ermöglicht eine standardkonforme JSON-API-Ausgabe.
Flexibles Content-Modeling: Mit Active Record lassen sich komplexe Content-Strukturen elegant modellieren. Polymorphe Beziehungen ermöglichen es, verschiedene Content-Typen (Artikel, Produkte, Events) einheitlich zu verwalten.
Authentifizierung und Autorisierung: Rails bietet robuste Lösungen für User-Management und Rechteverwaltung. Gems wie Devise für Authentication und CanCanCan oder Pundit für Authorization lassen sich nahtlos integrieren.
Admin-Interface: Mit Gems wie ActiveAdmin oder Rails Admin können schnell benutzerfreundliche Content-Management-Oberflächen erstellt werden, die sowohl für Redakteure als auch Administratoren geeignet sind.
Performance und Caching: Rails bietet ausgereifte Caching-Mechanismen (Redis, Memcached) und kann mit CDNs für optimale Content-Delivery kombiniert werden.
Multitenancy: Für Agenturen oder SaaS-Anwendungen lässt sich mit Gems wie Apartment oder Act as Tenant elegante Mandantenfähigkeit implementieren.
Typische Architektur: Rails-API Backend → JSON/GraphQL → Frontend (React, Vue.js, mobile Apps, statische Site-Generatoren)
Klassische serverseitige CMS-Systeme
Unter klassischen, monolithischen CMS-Systemen versteht man in der Regel Websites, bei denen der ausgelieferte HTML-Code serverseitig generiert wird. Das geht auf erste dynamische Websites mit Scriptsprachen wie PHP zurück, wobei auch andere Programmiersprachen wie Python oder Node.js zum Einsatz kommen können. Typische Vertreter sind WordPress, Drupal oder TYPO3.
WordPress
WordPress ist weltweit am häufigsten als CMS im Einsatz. Das PHP-basierte System ist ursprünglich und im Kern ein Blogging-System. Unzählige Erweiterungen, Themes und Baukastensysteme erlauben den Einsatz darüber hinaus für unterschiedlichste Zwecke. Die leichte Bedienbarkeit und weite Verbreitung sorgen für eine andauernde Beliebtheit von WordPress. Mit der REST API und Gutenberg-Editor bietet WordPress mittlerweile auch Headless-Funktionalitäten.
Drupal
Das Open-Source-CMS Drupal geht auf die Entwicklung von Dries Buytaert aus dem Jahr 2000 zurück. Es ist in PHP geschrieben und verwendet ab Version 8 Komponenten des Symfony-Frameworks. Drupal wird gestützt und weiterentwickelt durch eine große Community von Anwendern und Entwicklern aus aller Welt.
Drupal 11 - Die aktuelle Generation
Im Juni 2024 erschien Drupal 11 als neueste Version mit weiteren bedeutenden Verbesserungen:
- Moderne PHP-Unterstützung: Unterstützung für PHP 8.3+ und Symfony 7.x für bessere Performance und Sicherheit
- Starship Theme: Komplett überarbeitetes Admin-Interface mit verbesserter Benutzerführung und modernem Design
- Automatisierte Updates: Drupal 11 kann sich selbst aktualisieren, was die Wartung erheblich vereinfacht
- Verbesserte Headless-Capabilities: Erweiterte JSON:API und GraphQL-Funktionen für noch flexiblere Headless-Architekturen
- Enhanced Content Authoring: Verbesserte Editorial Experience mit intuitiveren Content-Tools
- Performance-Optimierungen: Schnellere Ladezeiten durch optimierte Core-Module und besseres Caching
- Developer Experience: Modernisierte Entwickler-Tools und vereinfachte Deployment-Workflows
- Accessibility First: Noch stärkerer Fokus auf Barrierefreiheit mit WCAG 2.2 AA-Compliance
Drupal 10 bleibt parallel als LTS (Long Term Support) Version bis Juni 2026 unterstützt, was einen sanften Übergang ermöglicht.
Aufgrund seiner enormen Flexibilität und Leistungsfähigkeit wird Drupal häufig bei komplexen professionellen Projekten eingesetzt, besonders wenn individuelle Content-Strukturen und Workflows erforderlich sind.
TYPO3
TYPO3 ist ein besonders in Deutschland verbreitetes und ebenfalls auf PHP/SQL basiertes Content-Management-System für den professionellen Bereich. Eine Besonderheit ist die Konfigurationssprache TypoScript, mit der das System angepasst und weiterentwickelt werden kann.
Ghost
Ghost CMS ist ein modernes Node.js-basiertes Open Source System mit hoher Performance und gutem Funktionsumfang (z.B. in Hinblick auf SEO). Ghost bietet sowohl traditionelle als auch Headless-Funktionalitäten.
Diese Website itpeters.com läuft mit Ghost.
Weitere datenbankbasierte Systeme
Es gibt eine Vielzahl an weiteren datenbankbasierten "klassischen" Open Source CMS-Systemen, unter anderem: Joomla, ProcessWire, Movable Type, Backdrop (Drupal-Spinoff), Contao, MODX.
JAMstack und Static Site Generators
In den letzten Jahren hat es eine enorme Weiterentwicklung moderner "statischer" CMS-Systeme (auch JAMstack) gegeben. Bei diesen Systemen findet in der Regel keine dynamische, serverseitige Generierung der Seite statt. Viele Inhalte und ein großer Teil des Codes einer Website kann im Voraus erzeugt werden -- clientseitig kann dann die weitere Verarbeitung und Dynamisierung per JavaScript stattfinden.
Vorteile:
- Geschwindigkeit: Beim Seitenaufruf liegt der auszuliefernde Code schon vor, Content-Delivery-Networks (CDNs) können problemlos eingesetzt werden
- Sicherheit: Auf dem Hostingserver können serverseitige Scriptsprachen wie PHP deaktiviert werden
- Wirtschaftlichkeit: Statisches Hosting benötigt wenig Serverkapazität und ist günstiger. Ein Datenbankserver wird nicht benötigt
- Leistungsfähigkeit: Große gleichzeitige Abrufzahlen werden problemlos bedient
- Edge Computing: Content wird näher beim User ausgeliefert, was die Ladezeiten weiter reduziert
Es ist keineswegs so, dass diese Systeme nur für statische Inhalte geeignet wären, denn über APIs (GraphQL, REST) können dynamische Inhalte "just in time" effizient nachgeladen werden.
JAMstack
Die Bezeichnung JAMstack steht für JavaScript, APIs und Markup. Es handelt sich um ein technologieneutrales Paradigma der Webentwicklung, welches in letzter Zeit an Bedeutung und Verbreitung gewonnen hat.
Gatsby
Gatsby basiert auf dem User-Interface-Framework React.js und modernen Webtechnologien. Die Website wird zur Progressiven Web-App (PWA), es findet ein Splitting von Code und Daten statt. Nur notwendiges HTML, CSS und Daten werden so schnell wie möglich geladen, weitere Inhalte dann asynchron nachgeladen. Mit Gatsby lassen sich sehr schnelle Websites entwickeln, die auch mobil äußerst performant sind.
Hugo
Hugo ist ein (in Go geschriebener) sehr schneller Static Site Generator. Der Hugo-Compiler wird lokal oder als Teil eines Deployment-Prozesses (z.B. bei Netlify) eingebunden und generiert aus den Templates das fertige HTML für die einzelnen Unterseiten der Website.
Astro
Astro ist ein moderner Static Site Generator, der sich durch außergewöhnliche Performance auszeichnet. Das "Island Architecture"-Konzept lädt nur das JavaScript, das tatsächlich benötigt wird. Astro unterstützt verschiedene Frontend-Frameworks (React, Vue, Svelte) in einem Projekt und eignet sich besonders für content-lastige Websites.
Headless und Composable CMS
Moderne Headless CMS-Lösungen
Strapi: Open-Source Headless CMS auf Node.js-Basis mit intuitiver Admin-Oberfläche und flexibler API-Generierung.
Sanity: Developer-first Headless CMS mit Real-time-Collaboration und mächtigem Query-System (GROQ).
Contentful: Enterprise-Headless-CMS mit starkem Fokus auf Developer Experience und Content-Delivery-Performance.
Composable/Hybrid CMS
Der neueste Trend geht zu "Composable CMS"-Lösungen, die die Vorteile traditioneller und Headless-Systeme kombinieren. Diese ermöglichen es, je nach Anwendungsfall zwischen verschiedenen Content-Delivery-Methoden zu wechseln.
KI-Integration in CMS
Moderne CMS-Systeme integrieren zunehmend KI-Funktionen:
- Automatische Content-Generierung: KI-unterstützte Texterstellung und -optimierung
- SEO-Optimierung: Automatische Metadaten-Generierung und Content-Analyse
- Personalisierung: Intelligente Content-Auslieferung basierend auf User-Verhalten
- Accessibility: Automatische Alt-Text-Generierung für Bilder
CMS-Beratung und Entwicklung
Die Wahl des richtigen Content-Management-Systems hängt stark von den spezifischen Anforderungen ab. Faktoren wie Content-Komplexität, Team-Größe, technische Anforderungen und Budget spielen eine entscheidende Rolle.
Gerne beraten wir Sie bei der Auswahl und Entwicklung eines für Ihr Projekt geeigneten Content-Management-Systems - von der klassischen Drupal-Installation bis hin zur maßgeschneiderten Rails-API-Lösung. Hier finden Sie weitere Informationen über mein Profil und Referenzen. Sie können Kontakt mit uns aufnehmen, um Ihre Anforderungen zu besprechen.